
Ich habe dir das letzte Mal erzählt, dass neue Verhaltensweisen anstrengend sein können. Um klimafreundlich zu leben müssen wir unser Verhalten jedoch verändern. Ich persönlich mag Erfolge und habe daher mit Veränderungen in einem Bereich in meinem Leben angefangen, der mir einfach und gleichzeitig sehr effizient erschien: dem Duschen.
Verhaltensanalyse
Um zu sehen, welch einen Unterschied ein Verhalten machen kann, ist es wichtig sich sein aktuelles Verhalten genauer anzuschauen. Welche Gewohnheiten habe ich persönlich entwickelt oder durch familiäre und gesellschaftliche Strukturen als „normal“ übernommen? Was bedeuten diese Gewohnheiten in ihrer kompletten Konsequenz für unseren Planeten und was würde geschehen, wenn jeder Mensch genau so handeln würde wie ich?
Mir fällt dies leichter, wenn ich kleine Bereiche betrachte. Also nicht gleich meine gesamte Bad-Routine sondern einen Unterpunkt nach dem anderen. Daher habe ich 2019 mit dem Unterpunkt „Duschen“ angefangen. Hierzu gehören für mich verschiedene Aspekte, wenn ich an die Umweltverträglichkeit meines Duschverhaltens denke. Ich zähle sie dir hier mal auf:
- Duschhäufigkeit
- Duschdauer
- Wassertemperatur
- Raumtemperatur
- Hygieneprodukte für die Haut
- Hygieneprodukte für die Haare
- Rasur
- Abtrocknen und Föhnen
Alte Gewohnheiten
Meine alten Gewohnheiten lassen mich heute schaudern. Ich habe mir bezüglich des Duschens meist nur Gedanken um mein eigenes Wohlbefinden gemacht. Denn die lästigen und umwelt-/klimaschädlichen Seiten meines Verhaltens waren für mich einfach nicht konkret sichtbar.
Ich duschte sehr oft, teilweise auch einfach nur, um mich aufzuwärmen oder abzukühlen. Dabei genoss ich dann stundenlang das heiße oder kühle Wasser. Meine Mutter pflegte früher zu sagen, dass ich aufrecht baden würde. Und ich denke, sie hatte nicht Unrecht. Am liebsten wärmte ich das Bad vorher schon auf und drehte dazu die Heizung voll auf Anschlag. Denn sonst war es mir nach dem heißen Duschen im Bad einfach zu kühl.
Und ich liebte die bunten und saisonal unterschiedlich duftenden Duschgel- und Shampooflaschen. Zimt und Spekulatiusduft im Winter, Blütenduft im Frühling und Zitrusduft im Sommer. Ich war ein leichtes Opfer für Werbekampagnen und machte mir keinen Kopf um die vielen leeren Plastikflaschen und Verpackungen aller Art, da diese ja im Mülleimer verschwanden. Die herrlichen Motive und netten Texte, mit den immergleichen wunderbaren Versprechungen, lockten mich.
Aufgrund meiner langen Haare und der Einstellung, dass man ja auch „gut“ sauber werden möchte, habe ich oft größere Portionen als nötig vom Duschgel oder Shampoo (und Spülung) genommen. Und das war ja auch nicht schlimm, denn schließlich kosten die Eigenmarken der Drogeriemärkte gar nicht so viel.
Für die Intimrasur verwendete ich einen Rasierer von Gillette aus dem Drogeriemarkt mit austauschbaren Rasierklingen. Hier kostete der Rasierer nicht wirklich viel, aber die Ersatzklingen waren leider doch auch ziemlich teuer im Verhältnis. Da meine Haut beim Rasieren sehr empfindlich ist, war es mir das aber wert. Doch auch dabei fiel sehr viel (Plastik-)Müll an. Sei es die Verpackung oder eben auch die Klingenköpfe, welche ziemlich regelmäßig ersetzt werden mussten.
Ohne Föhnen wollte ich mein Duschritual nicht beenden und bei meinen langen Haaren, war das teilweise auch sehr zeitintensiv. Insgesamt glich mein Duschverhalten einem Wellnesstag und ich denke, dass dies bei vielen Menschen nicht unbedingt anders ist. Man möchte sich schließlich nach einem anstrengenden Arbeitstag oder einem intensiven Training etwas Gutes tun. Und eigentlich schadet man damit ja auch niemandem, oder…?
Unsichtbare Konsequenzen
Mein altes Verhalten schadete aber sehr wohl jemandem. Nämlich uns allen. Wenn jeder so duschen würde, wie ich es damals tat, dann würde unsere Welt über kurz oder lang im Plastikmüll ertrinken. Und es gäbe nicht genug Energie, Ressourcen für die Produkte und Trinkwasser für alle Menschen. Irgendjemand müsste also unter meinem Verhalten leiden.
Und möchte man wirklich an einer Wasserknappheit oder riesigen Müllbergen Schuld sein? Allein die Bilder von Plastikinseln im Meer oder Mülldeponien in Entwicklungsländern, wo unser hiesiger Müll teilweise landet, finde ich furchtbar. Von den ganzen Schadstoffen und dem Mikroplastik in den Produkten, damit diese besser riechen oder die Haare noch seidiger glänzen, mal ganz zu schweigen.
Um mir die Konsequenzen etwas bewusster vor Augen zu führen sammelte ich die leeren Verpackungen über einen Monat in einem 30l-Müllbeutel in meinem Bad. Der war erschreckend voll… Fast hätte ich einen zweiten Müllbeutel anfangen müssen.
Klimafreundlicher Wasser- und Energieverbrauch
Zunächst las ich nach, welche Häufigkeit und Dauer beim Duschen empfohlen wird. Hier musste ich mehrere Quellen für meine Information suchen, da jeder der hierzu Ratschläge gibt meist auch eigene Interessen hat. Aber letztlich lässt sich sagen, dass ich von 30-60 min täglichem Duschen mit jeweiliger Körper- und Haarpflege locker, ohne das Gefühl eines Verlustes oder von Unsauberkeit, auf 15 min Duschen alle zwei bis drei Tage mit Körper- und Haarpflege reduzieren konnte. Selbstverständlich dusche ich nach einer anstrengenden Sporteinheit oder im Hochsommer auch mal täglich. Aber eben Anlass bezogen, weil ich viel geschwitzt habe, und nicht aus persönlicher Bequemlichkeit.
Das Bad heize ich nicht mehr extra auf, sondern lege mir das Handtuch direkt in Griffweite und nehme lieber ein großes kuscheliges Handtuch. Dann wird mir auch schnell wieder warm, wenn ich zügig trocken bin. Zusätzlich dusche ich nicht mehr ganz so heiß und versuche am Ende sogar das Wasser noch einmal etwas kühler zu drehen. Das ist gut für den Kreislauf und verengt die Blutgefäße, sodass der Wärmeverlust über die Haut geringer ist.
Beim Abtrocknen wickle ich meine Haare zunächst in ein kleines Handtuch. Das kürzt die notwendige Föhndauer und schädigt die Haare dennoch nicht so sehr wie ein Trockenrubbeln (führt bei meinen langen Haaren eh nur zu Knoten).
Was das verbrauchte Wasser und die aufgewendete Energie angeht, kann man mit verschiedenen Duschköpfen oder modernen Kreislaufduschen auch viel einsparen. Da ich bereits einen Sparduschkopf besitze und keine Badsanierung durchführen wollte, bleibt hier mein Einsparpotential gering.

Klimafreundliche Hygieneprodukte
Aber bei den Hygieneprodukten konnte ich viel verändern. Und das hat sich gleich mehrfach gelohnt. Ich sparte Plastikmüll ein und gleichzeitig auch Geld! Denn:
100 Milliliter Duschgel und Bodylotion reichten circa für acht Mal waschen und eincremen. Ein Shampoo-Fläschchen könne bis zu zwölf Wäschen hergeben – wobei das natürlich von der Haarlänge abhängig ist.
Kosmetikexperten der Zeitschrift „Brigitte“ (Ausgabe 13/2018)
Eine normale Duschgelflasche hatte bei mir 300 ml und reichte im Schnitt für 24-28 Duschgänge. Mein Shampoo hatte 400 ml und war oft nach 30 Duschgängen leer. Im Monat gab ich daher im Schnitt mindestens 2,10 € für Duschgel und Haarshampoo aus. Kaufte ich dann noch die passende Spülung dazu, dann kamen nochmal ungefähr 1,55 € hinzu.
Mit den Eigenmarken des Drogeriemarktes meiner Wahl kam ich bei der Duschseife pro Stück auf 2,35 € und beim festen Shampoo auf 2,95 € pro Stück. Zusammen also 5,30 €. Wobei ich hier bemerkte, dass keine zusätzliche Spülung notwendig war. Ich strapazierte mein Haar nicht mehr so sehr, weil nur der wirklich notwendige Teil der Haarseife beim Waschen in meinen Haaren landete. Und so kam ich durch die automatisch sparsamere Dosierung bei Dusch- und Haarseife auf eine Verteilung pro Stück auf 50-60 Anwendungen! Rechnet man das wieder auf die monatlichen Kosten herunter, so bin ich bei ungefähr 2,65 €.
Durch den Wegfall der Spülung ist es für mich definitiv günstiger. Aber selbst wenn ich hier noch eine feste Spülung dazukaufen müsste, wäre es für mich ein Erfolg. Denn mit nur geringen Mehrkosten habe ich dann dennoch keinerlei Plastikmüll oder Mikroplastik in den Umlauf gebracht. Auch die Zusammensetzung der Produkte ist umweltfreundlicher. Ich setze damit ein Statement. Und inzwischen ist die Auswahl an Düften und Inhaltstoffen sehr groß. Da ist für jeden Haar- und Hauttyp was dabei. Auch ich musste ein paar verschiedene Marken durchprobieren um meine Favoriten zu finden, doch seither bin ich wirklich glücklich.
Bonus: In den Urlaub kann man feste Seifen auch viel einfacher mitnehmen!
Spar-Wunder Rasierhobel
So richtig krass wurde mein Geldbeutel aber erst beim Rasieren entlastet. Und die Umwelt auch! Mein bisheriger Rasierer hatte ca. 10 € gekostet und bei den Ersatzklingen kosteten vier Stück ungefähr 15 €. Alle 2-4 Wochen je nach Häufigkeit des Gebrauchs musste ich den Klingenkopf wechseln, da ich sonst aufgrund der abgenutzten Gleitschienen mit geröteter und gereizter Haut reagierte. Damit kam ich im Jahr auf ungefähr 60 € für Ersatzklingen.
Als ich mich über umweltfreundliche Alternativen informierte fand ich den Rasierhobel. Inzwischen gibt es diese bereits ab 20 € zu erwerben. Ich kaufte meinen (aus Metall) damals im Unverpackt Laden in Pforzheim für 60 € und ein Päckchen Ersatzklingen (bestehen nur aus Metall) für 15 €. Allerdings waren das 100 Stück. Und die habe ich noch immer. Aufgrund der guten Qualität und der einfachen Möglichkeit den Rasierhobel und die Klinge zu säubern, muss ich nur alle 3 Monate die Klinge wechseln.
Die Anwendung des Rasierhobels ist kinderleicht und er ist auch für den Intimbereich bestens geeignet. Anfangs hatte ich furchtbare Angst, ich könnte mich schneiden, denn die Klingenköpfe meines alten Rasierers waren mit Abstandshalter und Pflegegel und einem federnden Kopf versehen. Das alles fehlte nun ja. Aber man braucht es überhaupt nicht. Die Anwendung ist sicher und kinderleicht. Meine Haut ist eigentlich sehr sensibel und leicht reizbar. Aber dank der scharfen Klinge des Rasierhobels benötige ich nicht einmal eine Rasierseife.
Das war mein persönlicher Hauptgewinn beim Verändern meiner Duschgewohnheiten. Ich freue mich noch heute wie eine Schneekönigin darüber. Daher kann ich dir nur empfehlen den Schritt weg vom Plastik und hin zur umweltfreundlichen Alternative zu wagen!
Herzliche Grüße aus Mühlacker
deine Lea