
Wie gelingt es mir motiviert zu bleiben?
Das war eine der ganz großen Fragen in den letzten Tagen. Unsere Familie wurde von Corona gebeutelt und als Mama funktioniert man dann ja trotzdem irgendwie. Zumindest länger und weiter über die eigenen Grenzen hinaus, als man dies als Single getan hätte. Wegen der Kinder.
Man ist körperlich brotfertig, demotiviert und auch seelisch geht man auf dem Zahnfleisch. Und trotzdem versuchte ich die Situation bestmöglich in den Griff zu bekommen und zum Besseren zu wenden. Auch wenn ich das Gefühl hatte, es wird immer schlimmer. Und die Unwissenheit dazu kommt, wie es weitergeht. Wie schlimm wird es? Könnte es sogar fatal enden?
Unser krankes Klima
In dieser anstrengenden Zeit kam mir immer wieder die Klimakatastrophe vor die Augen. In der Zeitung, im Internet oder auch vor unserer Haustür, wo mitten im November der Lavendel nochmal Blüten trieb, weil es ja so schön warm war.
Unsere Erde leidet ebenso wie mein Organismus unter dem Virus litt. Wenn ein Virus möglichst gute Bedingungen haben will, darf es seinen Wirt nicht (vorschnell) zur Strecke bringen. So ist das auch mit uns Lebewesen auf der Erde. Unser aktuelles Verhalten ist für uns selbst letztendlich schädlich, wenn wir die Erde zerstören bzw. zu sehr ausbeuten und sie sich erstmal für sehr lange Zeit wieder regenerieren muss. Unter Bedingungen, die wir als Menschheit für uns als nicht geeignet definieren.
Gerade, wenn ich krank bin, leidet meine Motivation. Alles ist anstrengend und die Kraft äußerst begrenzt. Und wenn ich im normalen Alltag schon mit neuen klimafreundlichen Verhaltensweisen zu kämpfen habe, weil sie mir noch nicht zur Gewohnheit geworden sind, dann wirst du verstehen, dass es im familiären Krankenlager erst recht schwierig oder gar unmöglich scheint dranzubleiben.
Eine Ausnahme kommt selten allein
Früher war ich geneigt schnell mit „na ja, dann mach da halt mal ne Ausnahme“ zu antworten. Aber das ist einfach nur bequem. Mein innerer Schweinehund ist ein wohlgenährtes Tier. Und er liebt Ausnahmen. Sie werden oft genug schnell wieder zur Regel…
Das ist nicht nur bei Krankheiten so. Es gibt auch viele „einmalige“ Gelegenheiten oder Anlässe. Jeder kennt das vom Versuch abzunehmen. Am Geburtstag oder an den Feiertagen, da kann man ja mal ne Ausnahme von der gesunden Ernährung machen. Aber wenn die übermäßigen Kalorien tatsächlich die Ausnahme wären, dann wären wir alle schlank und durchtrainiert. Wie von selbst.
Da hilft bei mir nur konsequent bleiben. Dafür braucht es aber einen starken Willen. Etwas, das einem gegen den inneren Schweinehund hilft. Und ein gutes Mittel ist dabei die intrinsische Motivation! Wer einen guten Grund für ein verändertes Verhalten hat, der bleibt auch dabei, wenn es mal schwieriger wird.
Die abstrakte Gefahr
Uns Menschen fällt es leichter richtig zu Handeln, wenn wir Konsequenzen möglichst konkret und direkt erleben oder vor Augen haben. Keiner von uns würde bei gesundem Verstand mit Vollgas gegen eine Mauer fahren. Die Konsequenzen des körperlichen Schmerzes und des kaputten Fahrzeugs wären uns klar vor Augen und greifbar nah. Unser Überlebensinstinkt setzt ein und lässt uns bremsen oder ausweichen sofern das irgendwie möglich ist.
Aber was, wenn vor uns einfach nichts ist? Eine große weiße Fläche, möglicherweise Nebel. Und lediglich ein paar (sehr kluge) Wissenschaftler sagen uns, dass da eine Mauer kommt. Bisher war da aber nie eine. Und das Bremsen wäre unbequem und anstrengend. Ob wir ausweichen könnten wäre ungewiss und mit enormer Arbeit verbunden. Und es gibt eine (Wirtschafts-)Lobby, die uns mitteilt, die Straße ist sicher und geht weiter. Würden wir dann unser Verhalten ändern?
Eine „unfassbare“ Gefahr ist zu abstrakt. Sie lähmt uns. Lässt uns in alten Mustern verharren. Und genau in dieser Erkenntnis wollte ich meine Motivation finden. Ich brauchte möglichst viel konkrete Informationen.
Eine gefährliche Gratwanderung
Bereits seit den 1970ern gibt es genügend Informationen zum Klimawandel und der Katastrophe, welche dies für uns bedeuten kann. Inzwischen ist es kinderleicht sich hier gut recherchierte Zusammenfassungen oder auch detaillierte Berichte zu Gemüte zu führen. Deren Fazit mir die Konsequenzen unseres aktuellen Verhaltens nur allzu deutlich vor Augen führt.
Meine persönlichen Favoriten sind die Time-is-up-Vorträge von Dr. Mark Benecke. Diese sind gut verständlich erklärt und bieten anschauliches Material mit aktuellen Erkenntnissen. Daher habe ich, nachdem der anstrengendste Part meiner Corona-Erkrankung überstanden war, den aktuellen Winter-Beitrag angeschaut.
Das hat funktioniert. Ich war ruck-zuck wieder bereit mich zusammenzureißen. Der Ernst der Lage war mir wieder vor Augen geführt und ich musste eher schon aufpassen, dass ich nicht zu sehr in eine „Der Drops ist eh gelutscht“-Mentalität verfalle. Keine einfache Gratwanderung. Aber ich kann meine Hoffnung nicht aufgeben. Ich möchte, dass meine Kinder eine lebensfähige Zukunft haben.

Die hohe Kunst der Balance
Für mich trifft Dr. Mark Benecke genau den richtigen Ton. Deprimierend, jedoch mit einem Hoffnungsschimmer. Und gnadenlos direkt. Also habe ich mich aufgerafft, schneller als ich es für möglich gehalten hätte, und habe mit neuen klimafreundlicheren Verhaltensweisen weitergemacht.
Das ist gefährlich, weil es einem auch richtig übel unter die Haut gehen kann. Oder weil man Gefahr läuft sich zu früh zu viel vorzunehmen. Aber es gibt einem auch einen starken Willen zurück. In Verbindung mit einem gesunden Körpergefühl und der Beachtung der eigenen körperlichen Grenzen, ist dies eine perfekte Balance.
Herzliche Grüße aus Mühlacker
deine Lea